10. März 2025 – von Jens Karraß
Kjell kam mit großen Hoffnungen nach Leipzig. Ein Sportgymnasium, das er sich selbst ausgesucht hatte, ein Trainingsumfeld, das auf Hochleistung getrimmt sein sollte. Doch schon bald wurde klar: Der Alltag im Internat und im Laufteam zog ihn mehr runter, als dass er ihn beflügelte.
„Ich war extrem unzufrieden mit der Schule dort und mit der Trainingsgruppe“, erzählt er offen. Während Kjell voller Ehrgeiz an jeder Hundertstelsekunde arbeitete, schien ein Teil des Teams sich lieber treiben zu lassen. „Wenn alle so lustlos sind, hat man einfach selbst auch keine Lust mehr auf Training“, fasst er seine damalige Gefühlslage zusammen.
Die schleichende Krise – und ein letzter Funke
Mit der Zeit wurde aus Unzufriedenheit eine echte Motivationskrise. Kjell beschreibt den Strudel aus Demotivation so: „Man wird runtergezogen und zieht dann noch andere mit.“ Doch es gab sie noch, diese Lichtblicke – ein paar enge Freunde, sein Umfeld zuhause. „Es ist ein Geben und Nehmen – die wenigen, die mich weiter anfeuerten, haben mir durch die schlimmsten Tage geholfen.“ Ohne diese kleine, aber kraftvolle Unterstützung hätte Kjell womöglich schon viel früher in Leipzig hingeschmissen.
Kienbaum – der Wendepunkt
Dann kam der Moment, der alles veränderte: die Qualifikation zur WM. Sie führte Kjell ins Trainingszentrum Kienbaum, gemeinsam mit den besten Nachwuchstalenten Deutschlands. „Dort war plötzlich wieder so viel Energie spürbar – richtig motivierte Leute, die alle ihr Bestes geben wollten“, schwärmt er. Die Tage dort wirkten wie ein Kontrastfilm zum Alltag in Leipzig. „Nach dem Lager hatte ich noch weniger Lust, in den alten Trott zurückzukehren“, erinnert sich Kjell. Der Keim für einen Neuanfang war gesetzt.
Ein Gespräch, das alles ins Rollen brachte
In Kienbaum teilte er sich das Zimmer mit einem Athleten aus Potsdam. Es war mehr als nur ein Zufall: „Wir haben uns super verstanden und er hat mich seinem Trainer vorgestellt.“ Kjell griff zum Hörer, führte Gespräche – und entschied sich. „Als ich merkte, dass ich von der Dynamik dort nur gewinnen kann, war klar, dass Leipzig hinter mir liegen muss.“
Der Abschied von Leipzig fiel ihm nicht leicht, vor allem wegen der Menschen, die dort an ihn geglaubt hatten. Doch sein sächsischer Verband und die beiden Trainer, Jackie Heiner und Christian Kramer, zeigten Verständnis, als Kjell seine Gründe erklärte.
Neues Zuhause, neue Energie
Potsdam wurde zum Neustart mit Rückenwind. Im neuen Triathlon-Team spürte er sofort, was ihm so lange gefehlt hatte: echten Zusammenhalt. „Hier kenne ich niemanden, der unmotiviert ist“, sagt er und lächelt. „Wenn jemand mal nicht mitzieht, hat das sofort Konsequenzen – das schweißt zusammen.“ Gemeinsame Fahrten zu den Einheiten, strukturierter Tagesablauf, eine Mannschaft, in der jeder den anderen besser machen will – Kjell fühlt sich angekommen.
Zwischen ICE-Tickets und Trainingsplänen
Doch Triathlon auf diesem Niveau ist mehr als nur Training. Es ist auch Organisation, Zeitmanagement, Verzicht. „Vier Stunden Rad, zwei Stunden Laufen, noch Schwimmen – da lohnt sich die Heimreise kaum, ich habe ja keine Zeit übrig für Spass“, rechnet Kjell nüchtern vor, als er gefragt wird, ob er an den Wochenenden von Leipzig nach Falkensee nach Hause gefahren ist. Die Realität: Trainingstage mit acht Stunden Sport, Schultermine und Schlaf, der oft zu kurz kommt. Familie sieht man da höchstens am Bildschirm.
Geld zählt – besonders, wenn es fehlt
Neben der physischen Belastung wiegt auch die finanzielle. 150 Euro monatlich für das Internat, dazu Wettkampfreisen, Ausrüstung, Verpflegung. Zwar helfen Verträge mit der Deutschen Sporthilfe und der Triathlon-Union, doch: „Podiumsplätze muss man erst einmal erreichen, bevor das Geld fließt“, sagt Kjell. Stolz ist er, dass er die laufenden Kosten im Internat zumindest selbst bestreiten kann. Doch alle anderen Dinge, wie zum Beispiel Kosten für wichtige Trainingslager belaufen sich im Jahr auf über 6.000 Euro, die seine Eltern privat aufbringen müssen.
Das Rad als Symbol für den Neuanfang
Sein erstes echtes Rennrad war einst eine Leihgabe des RadHauses in Leipzig und seines Inhaber Ralf Dittmann, mit der Option, es später für 2.000 Euro zu übernehmen. „Das war ein toller Deal und ein Symbol dafür, dass an mich geglaubt wird“, sagt er. Mit genau diesem Rad fuhr er 2023 und 2024 zu Titel bei den Deutschen Meisterschaften. Doch auch dieses Rad ist aktuell in 2025 nicht mehr auf dem Standard, den er benötigt, um auch international weit nach vorne fahren zu können. In Deutschland reichte ihm dieses Rad, um die Nummer 1 zu sein. Er hat sich im Mai beim DTU-Cup in Forst für die Junioren-Europameisterschaften Ende Juli 2025 in Spanien qualifiziert. Aber um besser als letztes Jahr mit Platz 31 von den Europameisterschaften nach Hause zu kommen, da ist er sich sicher, braucht er ein wettbewerbstüchtiges neues Rad.
Fünf Camps, ein Ziel: der Durchbruch
Fünf Trainingslager pro Saison stehen in Kjells Kalender: Kienbaum, Mallorca, manchmal auch Stationen in der Heimat. Sie sind anstrengend, fordernd und teuer. Aber sie sind notwendig. „Ohne diese Einheiten kann ich nicht Schritt halten“, stellt er klar.
Sein Blick ist fokussiert. Kein Klagen, kein Zweifeln, nur der Wille, das Beste aus sich rauszuholen.
„Ich will dazugehören – zu den Großen“
Was Kjell in Potsdam gefunden hat, ist mehr als ein Standortwechsel. Es ist ein Lebensgefühl. „In Potsdam fühle ich mich endlich in einer Mannschaft, die genauso brennt wie ich“, sagt er mit leuchtenden Augen.
Inhalt dann später …
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