kjell arved brandt

Vom Planschbecken zu Olympiaträumen

8. März 2025 – von Jens Karraß

Im April 2025 feierte Kjell Arved Brandt seinen 19. Geburtstag – ein guter Anlass, zurückzublicken. Zurück auf einen Weg, der nicht nur von Ehrgeiz und Disziplin geprägt ist, sondern auch von kindlicher Neugier, Rückschlägen und mutigen Entscheidungen. Heute ist Kjell Triathlet – und er träumt davon, bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles an den Start zu gehen. Aber wie beginnt so eine Geschichte?

Ein kleiner Junge im Wasser

„Ich glaube, ich war drei oder vier“, erinnert sich Kjell, „da habe ich in Spandau mit dem Kinderschwimmen angefangen.“ Jeden Sonntag war er im Wasser. Begeistert, fröhlich, und schon damals mit einem Gespür dafür, wie sich Bewegung anfühlen muss. Noch heute hat er eine Zeichnung aus dieser Zeit, auf der er selbst im Becken plantscht. Ein frühes Zeugnis seiner Begeisterung für das Element Wasser. Bis zum Ende der Grundschule trainierte er regelmäßig – und wurde immer schneller.

Vom Brustschwimmer zum Freistil-Ass

Anfangs lag sein Fokus auf den kurzen Bruststrecken – 25 und 50 Meter. Doch Kjell merkte schnell: Sein Herz schlägt für längere Distanzen. 400 Meter Freistil wurden sein Ding. Später kamen 800 und 1500 Meter dazu. Bei den Berliner Meisterschaften stand er mehrfach auf dem Podium. Der Lohn: Die Aufnahme in die renommierte Sportschule am Olympiapark in Berlin-Charlottenburg – ein großer Schritt für einen jungen Sportler.

Asthma: Ein Atemzug zu wenig – und ein Neuanfang

Mit dem Wechsel an die Berliner Eliteschule des Sports stieg Kjell voll ins Hochleistungstraining ein und wurde Ende 2020, im 1. Halbjahr der 9. Klasse, aufgrund seiner Leistungen in den LK1 des BSV berufen. Doch ein Jahr später, 2021 bekam er beim Schwimmen zunehmend Probleme mit der Atmung. Im April schwamm er auf 800m im 25m Becken noch 9:22 Minuten, doch drei Monate später bei den Norddeutschen Meisterschaften nur 9:40 Minuten. Es dauerte, bis Ärzte schließlich akutes Belastungsasthma feststellten. Ein Schock. Seine Leistungen litten, und die Sportschule in Berlin traute ihm im Schwimmen keine Zukunft mehr zu. Auch der Bundesstützpunkt in Potsdam, wo Kjell sich für den Triathlon bewarb, sich aus seiner Sicht Triathlon als Ausweichoption logisch anbot. Doch sein Wunsch, in den Triathlon zu wechseln, stieß dort am Ende nach zuerst bekundetem Interesse auf taube Ohren.

Doch wo eine Tür sich schloss, öffnete sich eine neue: Am Sportgymnasium Leipzig erkannte man Kjells Potenzial – ironischerweise besonders im Triathlon. Um den für die Abitur-Streckung nötigen Kaderstatus im Triathlon zu erreichen, entschied sich Kjell bewusst dazu, die 10. Klasse zu wiederholen. Nicht wegen schulischer Schwierigkeiten, sondern als strategischer Schritt, um sich in der neuen Sportart optimal entwickeln zu können. Mit dem Kaderstatus in der Tasche könnte, doch dafür musste er erstmal Wettkämpfe bestreiten, könnte er sein Abitur über drei Jahre strecken – ein großer Vorteil für alle, die Training, Trainingslager und Wettkämpfe auf höchstem Niveau mit schulischen Anforderungen vereinbaren müssen. Für Kjell war das die Chance, seinen sportlichen Traum neu anzugehen: „Das war eine unglaublich gute Entscheidung.“

Triathlon – die große Leidenschaft

Der eigentliche Türöffner zum Triathlon war Kjells Berliner Erdkundelehrerin Corinna. Sie stellte den Kontakt zum Berliner Verbandstrainer Georg Opitz her. Noch während seiner Zeit in Berlin schnupperte Kjell an den Wochenenden in neue Disziplinen hinein: Radfahren und Laufen. „Plötzlich war Schwimmen nur noch ein Drittel des Ganzen – das hat mich total gereizt!“ Und der Dreiklang aus Schwimmen, Radfahren und Laufen bedeutete neue Impulse – und ganz neue Perspektiven.

Ein Schlüsselerlebnis: Kjells erste Freiwasser-Wettkämpfe bei den Deutschen Meisterschaften in Mölln und Burghausen. „Ganz anderes Feeling“, sagt er. „Kein Becken, keine Wende, dafür Wind, Strömung, Gedränge am Start. Ich war sofort angefixt.“ Die Umstellung vom Becken aufs offene Wasser brachte neue Herausforderunge und eine ganz neue Faszination.

Heute beschreibt Kjell sein Schwimmen als gleichmäßig, technisch ausgereift – aber noch lange nicht am Ende. Seine Bestzeit über 800 Meter liegt bei 9:30 Minuten im Becken, im Freiwasser etwa 15 Sekunden darüber. Jede Sekunde, die er gutmacht, ist für ihn ein kleiner Sieg. „Das motiviert mich. Ich arbeite an Technik, an Kraft, an allem, was schneller macht.“

Das große Ziel: Los Angeles

Kurzfristig will Kjell bei Junioren- und U23-Meisterschaften starten, auch international, im Juniorenbereich, auf Super-Sprint- und Sprint-Distanzen. Langfristig hat er ein klares Ziel: Los Angeles 2028. Olympia. Dafür trainiert er. Dafür plant er. Schritt für Schritt will er sich an die olympische Distanz herantasten: 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer Laufen.

ich bin die rechte Spalte

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